Ein deutsches Requiem

Wintersemester 2010/2011

Im Wintersemester 2010/2011 zelebrierten wir Brahms in der Auferstehungskirche Pfaffengrund und der Peterskirche (Foto). Den krönenden Abschluss bescherte uns danach die Chorfahrt nach Freiburg.

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[für die RNZ im Januar 2011, nicht publiziert]
Ein Requiem für die Lebenden
ESG-Chor Heidelberg imponierte in Pe­ters­kirche mit dramatischem Brahms-Requiem
[Von Astrid Mader]
„Ich bin getröstet! Ich habe das überwunden, was ich glaubte, nie überwinden zu können. Und nun bin ich wie ein Adler, der sich höher und höher schwingen kann.“ So lautet eine briefliche Äußerung von Johannes Brahms aus dem Jahr 1866 über sein „Deutsches Requiem“ Dass mindestens drei Todesfälle, die Brahms zutiefst berührten, in den langen Zeitraum der Entstehungsgeschichte des Werkes (1854-1869) fallen, ist bekannt: Der seines Freundes Robert Schumann im Jahr 1856, jener der Freundin Agathe von Siebold (1858) und der seiner Mutter im Jahr 1865. Genug Grund zur Trauer hatte Brahms damit gewiss. Verständlich vielleicht auch von daher, dass sein Requiem nicht für jene geschrieben ist, die gestorben sind, sondern für die Menschen, die noch leben. Mit einer der Seligpreisungen Jesu im Rahmen seiner Bergpredigt, „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“, Mt. 5,4, hebt das Werk an. Es distanziert sich damit schon rein vom Wort her von dem liturgischen Programm einer Totenmesse, die ihren lateinischen Titel nach deren ersten Worten „Requiem aeternam dona eis, Domine“ („Herr, gib ihnen die ewige Ruhe“) trägt. Von abgründiger Schwere, aber auch getragen von vibrierender Hoffnung lebt das aus sieben „Sätzen“ bestehende Werk, das sich auch formal jeder Kategorisierung entzieht. Dass der Heidelberger ESG-Chor es gemeinsam mit dem Orchester der Peterskirche unter der Leitung von Xaver Detzel eindrucksvoll interpretierte, lässt sich kaum bestreiten. Immer wieder nahmen die Sänger ihre Passagen mit enormer Klangfülle, alles andere als matt, leicht bombastisch in der Anlage, insgesamt jedoch dramatisch stimmig und sicher. Wohl, den Blechbläsern fehlte es zuweilen klanglich an Bauch, so manches Mal drohte aus einem lauten Ton ein schrilles, zackiges Geschrei zu werden. Ausgleichend wirkten jedoch die Solisten Peter Maruhn (Bariton) und Snežana Stamenković (Sopran). Voller Mass, würdevoll und ohne jeden Überfluss brachte Maruhn seinen großen, theologisch tiefen Bittgesang „Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss“ aus Psalm 39,5-8 zu Gehör. Als wahre Lautmalerin zeigte sich Stamenković, die jedem Wort seinen eigenen, durchdachten Sinn zuwies und sich dabei in Trapezhöhen über den Chor schwang.