des 15. – 17. Jahrhunderts
Sommersemester 2004
RNZ, 28.07.2004
Klangschöne Ehrenrettung
Balsam für romantisch gestimmte Ohren: ESG-Chor mit englischen Raritäten in der Peterskirche Heidelberg
Von Klaus Roß
Das traditionelle Semesterabschlusskonzert des Chores der Evangelischen Studentengemeinde Heidelberg (ESG-Chor) in der Peterskirche war diesmal fast ausnahmslos englischen A-cappella-Raritäten des 19. und 20. Jahrhunderts gewidmet. Dirigent Xaver Detzel und seiner wie stets vorzüglich präparierten Formation gelang mit diesem exzeptionellen Programm die Ehrenrettung eines entdeckungsreichen Repertoires. Der ebenso liebevoll wie kompetent zusammengestellten Querschnitt erschien darüber hinaus künstlerisch bemerkenswert durch neben seine beachtlich ausgewogene Intonation und die sehr textverständliche (englische) Artikulation des mit last sechzig Vokalisten stattlich besetzten Ensembles.
Die ältesten Werke des Programms waren die drei 1888/90 entstandenen Motetten op. 38 des Reinecke-Schülers Charles Villiers Stanford, deren gleichsam monumentalisierter Mendelssohn-Sound vom ESG-Chor In bestechender Tansparenz und Geschmeidigkeit ausgebreitet wurde. Auch die beiden ausgewählten Mariengesänge Edward EIgars (aus dessen frühem op. 2) verströmten im sorgfältig nuancierten Vortrag der Detzel-Truppe alle notwendige Ruhe und Noblesse.
Für den hierzulande allenfalls als Sinfoniker geläufigen Stanford-Schüler Ralph Vaughan Williams warben der stimmungsvoll pastorale „Twenty-Third Psalm“ (aus der Oper „The Pilgrim’s Progress“ von 1951) und die nicht minder balsamisch-sonoren „Two Chorals“ (aus der Weihnachtskantate „Hodie“ von 1954).
Den kompositorischen Ausnahmerang Benjamin Brittens verkörperten in eindringlichster Manier die bereits atemberaubend perfekt gesetzte „Hymne to the Virgin“ des 17-Jährigen von 1930 und die raffiniert vielgestaltige Psalmvertonung “Deus in adjutorium meum“ des reifen Meisters von 1945. Drei einnehmend neoromantisch-schlichte Chorsätze aus der Feder des Londoners John Rutter (*1945) komplettierten den delikaten Trouvaillenreigen, aus dem einzig SamueI Barbers „Agnus Dei“ -Arrangement des berühmten Streicheradagios op. 11 ein wenig ausscherte.